Wie viel Freiheit müssen wir aufgeben, um frei zu sein?

Die Convoco! Edition ist eine jährlich erscheinende Buchreihe, die Beiträge der Denkerinnen und Denker zu Convocos Jahresthemen zusammenträgt. Die Edition wird sowohl in deutscher als auch englischer Sprache veröffentlicht.

WIE VIEL FREIHEIT MÜSSEN WIR AUFGEBEN, UM FREI ZU SEIN?

Reihe: Convoco! Edition

Herausgegeben von Corinne Michaela Flick

Beitragende: Bazon Brock, Tim Crane, Gabriel Felbermayr, Clemens Fuest,  Birke Häcker, Martha Jungwirth, Bruno Kahl, Stefan Korioth, Jörn Leonhard, Rudolf Mellinghoff, Timo Meynhardt, Hans Ulrich Obrist, Philipp Pattberg, Herbert A. Reitsamer, Monika Schnitzer, Sven Simon, Claudia Wiesner, Peter Wittig, Hildegard Wortmann

Seiten: 312

ISBN  978-3-8353-5181-3

Preis gebundenes Buch: €14.90 (D) . €15.40 (A)

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Preis EPUB: €11.99

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Freiheit ist ein zentrales Gut. Doch Freiheit ist nur in einem Sinnzusammenhang erfahrbar und steht in einem Spannungsverhältnis zu anderen Werten. Freiheit ist nicht naturgegeben, sondern ergibt sich aus dem Zusammenspiel von Sozialisation und Zwängen. Es braucht Regeln und Gesetze, um Freiheit zu erhalten und dauerhaft zu gewährleisten. 

 

Dieser Band untersucht, was Herausforderungen wie Pandemien, Klimawandel, Digitalisierung und der sich verschärfende Systemwettbewerb mit autoritären Staaten für unsere Freiheit bedeuten. Verliert der Wert der Freiheit zugunsten von Gleichheit an Bedeutung? Wann kann und soll der Staat Freiheit einschränken? Welche Verantwortung tragen wir für die Freiheit künftiger Generationen? Fest steht, dass das gesellschaftliche Bewusstsein für das Beziehungsgefüge, in dem Freiheit möglich ist, im Wandel ist. 

Thesen

In einer Welt voller Widersprüche und Konflikte kommt es mehr auf die in der Selbstreflexion eroberte innere Freiheit als auf abstrakte Freiheitsbekundungen an. Der Weg zu mehr äußerer Freiheit führt über eine
größere innere Freiheit. Timo Meynhardt

 

Repräsentative Demokratie muss Freiheit und Gleichheit gleichwertig und aufeinander bezogen verbinden. Die Selbstregierung des demokratischen Souveräns basiert auf diesen beiden Prinzipien, die durch Institutionen, Prozesse und Rechte umgesetzt werden. Freiheit und Gleichheit bedingen und beschränken sich dabei gegenseitig. Claudia Wiesner

 

In einem Land, in dem ein gefährliches Virus grassiert, kann die Wirtschaft nicht florieren. Deshalb ist wirksame Pandemiebekämpfung mit Voraussetzung für eine positive wirtschaftliche Entwicklung. Es besteht kein Konflikt zwischen dem Schutz der Gesundheit und dem Schutz der Wirtschaft. Clemens Fuest

 

Freiheit und Sicherheit sind keine Gegensätze, die gegeneinander ausgespielt werden können: Sie bedingen einander. Bruno Kahl

 

Wer die Alternative Ordnung oder Freiheit postuliert, vernichtet beide, ohne in irgendeiner Hinsicht ein höheres Recht, sei es ein nationalistisches oder ein göttliches, in Kraft zu setzen. Bazon Brock

 

Das Prinzip des Steuerstaates und die in den Grundrechten geregelten Grenzen einer Besteuerung prägen die freiheitsgerechte Finanzierung des Staates. Sie bilden die Grundlagen für einen freiheitlich-demokratischen Rechtsstaat, der einerseits soziale Sicherheit und Freiheit durch staatliche Leistungen gewährleistet und gleichzeitig die freiheitliche Ordnung von Arbeit und Kapital sowie das Vermögen in der Hand des Privaten respektiert. Rudolf Mellinghoff

 

Individuelle Mobilität bedeutet Freiheit, Selbstbestimmung und Unabhängigkeit. Jetzt gilt es, individuelle Mobilität nachhaltig zu gestalten. Es braucht das Zusammenspiel von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, um Lösungen zu entwickeln, die den Menschen die Freiheit geben, nachhaltig zu leben, und die zu einem besseren Leben beitragen. Wenn das gelingt, ist Nachhaltigkeit nicht gleichbedeutend mit Verzicht. Nachhaltigkeit ist das neue Premium. Hildegard Wortmann

 

Wettbewerb zwingt Unternehmen, um ihre Kundinnen und Kunden zu konkurrieren, mit günstigen Preisen, guten Dienstleistungen, neuen Ideen und besseren Produkten. Wettbewerb erhöht die ökonomische Freiheit der Menschen, indem er ihre Wahlmöglichkeiten erhöht. Monika Schnitzer

 

Um die Stabilität des Welthandelssystems zu gewährleisten, braucht die EU neue defensive Instrumente. Wichtig dabei ist, das Ziel offener Märkte nicht aus den Augen zu verlieren, sonst kann sich die EU gemeinsam mit ihren Handelspartnern in einem Nullsummenspiel wiederfinden, in dem die wirtschaftlichen Freiheiten auf allen Seiten kleiner werden. Gabriel Felbermayr

 

Der oulipotische Schriftsteller Harry Mathews sagte mir einmal, dass sich die Freiheit manchmal in Einschränkungen findet: Indem man die Spielregeln ändert, kann man innerhalb dieser Regeln neue Freiheit finden. Die Frage »Auf wie viel Freiheit müssen wir verzichten, um frei zu sein?« bedeutet also, dass wir das, worauf wir verzichten, nicht als Verlust, sondern als Chance zur Gestaltung betrachten können. Hans Ulrich Obrist

 

Ich will eine offene Sache auf die Leinwand oder das Papier bringen, damit jede Person, die das anschaut – auch ich selbst –, das neu zusammensetzen kann. Also nichts Fixiertes, nichts Eingerahmtes. Martha Jungwirth

 

Um verschwenderische Lebensstile und Wirtschaftskreisläufe, fossile Brennstoffe und ein mörderisches Nahrungsmittelsystem hinter uns zu lassen, müssen wir ein großes integratives Meta-Narrativ und internationale Solidarität sicherstellen und auf die schweigende Mehrheit der Vernunft abstellen. Freiheit und ein stabiles Klima sind kein Widerspruch. Philipp Pattberg

 

Die neue Rivalität der Großmächte USA und China ist für Europa die größte Herausforderung der kommenden Jahre. China wird zum Lackmustest auch der transatlantischen Beziehungen. Europäische Äquidistanz zu beiden Großmächten darf keine Option sein. Stattdessen bedarf es einer gemeinsamen China-Agenda von USA und Europäischer Union, die das Verhältnis differenziert: China als Partner, als Konkurrent und (in bestimmten Fällen) als Gegner. Peter Wittig

 

Um Europas Freiheitsmodell zu verteidigen, müssen die Europäer handlungsfähig werden. Das braucht einen Paradigmenwechsel von der Binnenorientierung zur Weltorientierung und zur Legitimation einen echten Wettbewerb der Meinungen auf europäischer Ebene, eine gemeinsame Öffentlichkeit und eine Fokussierung auf die Themen, in denen die europäische Zusammenarbeit
einen konkreten Mehrwert bringt. Sven Simon

 

Die Erkenntnisse der Neurowissenschaften und der Philosophie können die Gesetze der Physik nicht infrage stellen. Im Rahmen dieser Naturgesetze und der enormen Komplexität unseres Gehirns entstehen dadurch Spielräume und Möglichkeiten, die Voraussetzungen für die Existenz von freien Entscheidungen und letztlich einen freien Willen sind. Herbert A. Reitsamer

 

Eine Einschränkung der Redefreiheit birgt in sich die Gefahr, auch die Freiheit des Denkens einzuschränken. Ein liberaler Staat kann und darf bestimmte Formen der Meinungsäußerung verbieten, wenn sie tatsächlich Schaden verursachen. Aber der Staat sollte keinen Glauben erzwingen. Tim Crane

 

Grundrechte schützen Freiheit, also die individuelle Fähigkeit, zwischen verschiedenen Handlungsweisen zu wählen und die Folgen der eigenen Entscheidung zu verantworten. Dabei gibt es zwei Seiten: Die klassische Seite zielt darauf, in der eigenen Entfaltung unbehelligt zu bleiben. Die neue Seite verlangt vom Staat, die Voraussetzungen der Freiheitsentfaltung zu schaffen und zu schützen. Beide Seiten können in Konflikt geraten.
Stefan Korioth

 

Freiheit bedeutet in diesem Jahrhundert eine verstärkte Anerkennung des Individuellen bei gleichzeitig größerer Rücksichtnahme. Freiheit nicht als Egoismus gelebt, sondern als Kombination von Wertschätzung des Anderen und Selbstbegrenzung durch Einsicht. Dabei ist es wichtig, eine langfristige Perspektive einzunehmen.
Corinne Michaela Flick

 

Der Blick auf das 19. Jahrhundert sagt uns nicht allein etwas über die Variationsbreite von Freiheitsbestimmungen. Es verweist vor allem darauf, dass zur Bestimmung der Freiheit schon immer die Polarität und Verflechtung mit anderen Wertbegriffen gehörten – sie waren und sind eine Voraussetzung für die Dynamik von Freiheitsbegriffen, für ihre Hinterfragung, Anpassung und Neubestimmung. Jörn Leonhard

 

Die Idee der »Freiheit« ist ein wirkmächtiges und zugleich facettenreiches Postulat. Im Mittelpunkt steht das Individuum, jedoch immer in einem größeren gesellschaftlichen Kontext. Um zu verstehen, wie man »Freiheit« erlangen kann, indem man sie aufgibt, gilt es, die »positiven« und »negativen« Begriffe der Freiheit auseinanderzuhalten und ihre individuellen und gesellschaftlichen Dimensionen näher zu betrachten.
Birke Häcker

Autor:innen

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