CONVOCO! Forum 2022

Convoco! Forum 2022

Gleichheit in einer ungleichen Welt

Gleichheit in einer ungleichen Welt

Am 30. Juli 2022 fand das Convoco Forum zum Thema „Gleichheit in einer ungleichen Welt“ in Salzburg statt. Eine diverse Gruppe von Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus aller Welt diskutierte das Thema im Salzburg Congress mit Gästen aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Kultur.

 

Convoco-Gründerin und Vorsitzende Corinne Michaela Flick eröffnete den Nachmittag mit einer Einführung in das Jahresthema. Der Titel „Gleichheit in einer ungleichen Welt“ sei bewusst so formuliert, da Verschiedenheit und damit Ungleichheit ein Grundmerkmal des Menschseins ist. In ihrer Rede thematisierte Corinne Flick verschiedene Perspektiven und Ausprägungen der Gleichheit.

 

Der Philosoph Jonathan Wolff (University of Oxford) führte die Gedanken von Corinne Flick weiter, um die Frage zu vertiefen, welche Gleichheit wir anstreben sollten. Mit seinem Vortrag “Distributive and Social Equality” unterzog er die Idee der Chancengleichheit einer kritischen Betrachtung. Das Ziel gleicher Ausgangsbedingungen, so Jo Wolff, definiere das gesellschaftliche Leben als eine Arena des Wettbewerbs mit einer Knappheit an Chancen. Stattdessen sollten wir die Gesellschaft jedoch als einen Ort begreifen und gestalten, an dem sich jede Person auf ihre Weise entfalten kann, ohne die Chancen anderer zu reduzieren. Zentral sei daher, dass wir uns von der Fokussierung auf Fragen der materiellen Verteilung lösen und stattdessen die Gleichheit sozialer Beziehungen in den Mittelpunkt stellen. Was zählt, sei nicht, dass alle das Gleiche haben, sondern dass sich alle Menschen in Respekt und Würde begegnen.

 

Im zweiten Vortrag des Tages “Justice or Just Is? Economics and Inequality” stellte sich Raji Jayaraman (University of Toronto) der Frage, warum die Ökonomie nur bedingt Teil der öffentlichen Debatten um Gleichheit ist. Das Problem sieht sie darin, dass die Wirtschaftswissenschaften Schwierigkeiten damit haben, das Thema Gerechtigkeit aufzugreifen. Bei der Beurteilung von Fragen wie des Klimas sei aber Gerechtigkeit ein zentrales Element. So sei der Westen für den Großteil des CO2s in unserer Atmosphäre verantwortlich, während der Globale Süden am meisten unter den Folgen leide. Diese Erkenntnis sei zentral, wenn es nun darum gehe, wer dem Klimawandel wie entgegenwirken muss.

 

Nach einer Einführung durch Clemens Fuest (ifo-Institut) diskutierten Bundesverfassungsrichter Peter M. Huber, Marietta Auer, Jörg Rocholl (ESMT Berlin), Kai A. Konrad und Wolfgang Schön (Max-Planck-Institut) das Thema “Vernachlässigte Dimensionen von Ungleichheit”. Die Panellisten gingen auf eine Vielzahl von Fragestellungen ein: das Verhältnis von Freiheit und Ungleichheit, die Bedeutung des Wettbewerbs in unserer Gesellschaft und das Verhältnis von Gerechtigkeit und Gleichheit.

 

Den zweiten Teil des Programms eröffnete Harvard Professor Mathias Risse. In seinem Vortrag “The World after Empire: On the Role of Trade in Efforts at Making the World More Equal” blickte er zurück auf die Entwicklung des internationalen Handelssystems seit Ende des Zweiten Weltkriegs. Laut Mathias Risse waren die 50er, 60er und 70er Jahre noch voller Möglichkeiten für eine faire Handelsordnung. Doch diese haben sich nicht realisiert. Aus Prof. Risses Sicht brauchen wir heute eine gerechtere internationale Wirtschaftsordnung und eine Reformation von Institutionen wie der Welthandelsorganisation. Ziel müssen Institutionen sein, in denen die gesamte Welt gerecht und gleichwertig vertreten ist.

 

Im Vortrag „Kalter Krieg 2.0? Szenarien für die Welt von morgen“ von Peter Wittig (Botschafter a.D.) stand die Frage nach dem geopolitischen Wandel der Welt im Mittelpunkt. Insgesamt befände man sich in einer gefährlichen Zwischenphase, einer multipolaren Welt, in der die Großmächte um neue Ordnung ringen. Wir sollten uns daher auf eine Mehrzahl paralleler Ordnungen einstellen: im Militär- und Sicherheitsbereich auf fortgesetzte Dominanz der USA, im wirtschaftlichen Bereich auf stärkere Multipolarität, im technologischen Bereich auf die Konkurrenz zwischen USA und China und im Klimabereich auf eine Multi-Stakeholder-Ordnung. Die Zukunft bleibe unberechenbar, auch weil das Schicksal der internationalen Ordnung von individuellen Herrscherfiguren wie Wladimir Putin, Xi Jinping oder Joe Biden abhängig sei.

 

Vor dem zweiten Panel „Die Konsequenzen des Kriegs in der Ukraine“ gab Alexander Rodnyansky, Berater des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, ein Statement zum Krieg in der Ukraine.

 

Auf dem anschließenden Podium diskutierten Wirtschaftsweise Monika Schnitzer, MEP Sven Simon, Politikwissenschaftlerin Claudia Wiesner, Historiker Jörn Leonhard sowie Gabriel Felbermayr (WIFO) internationale und nationale Konsequenzen des Konflikts. Angesprochen wurden u.a. Europas Rolle und Effektivität in der Unterstützung der Ukraine, die wirtschaftlichen Effekte der Sanktionspolitik und die Resilienz der demokratischen Gesellschaften des Westens. Ob die Invasion der Ukraine tatsächlich eine Zeitenwende darstelle, lasse sich vermutlich erst im Nachgang beantworten. Klar sei aber, dass Europa sich mit einer besonderen Ballung verschiedenartiger Krisen konfrontiert sieht, die durch den Krieg in der Ukraine verschärft werden. Das Potenzial für Verwerfungen innerhalb vieler Gesellschaften steige.

 

Wie in den vergangenen Jahren bildete die CONVOCO! Art Conversation das Ende des Programms. Serpentine Galleries Artistic Director Hans Ulrich Obrist sprach mit dem Architekten und Pritzker-Preisträger Diébédo Francis Kéré über dessen nachhaltige und gemeinschaftsorientierte Architektur.

Zum Abschluss des Abends lud Corinne Flick in die Galerie Thaddaeus Ropac. In den Räumen der Sean Scully Ausstellung las Burgtheater Schauspielerin Mavie Hörbiger „Texte von Frauen über Frauen“.

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