In unserem CONVOCO! Podcast spricht Corinne M. Flick mit Christoph Möllers, Professor für Öffentliches Recht und Rechtsphilosophie an der Humboldt-Universität zu Berlin, zum Thema:
Was bedeutet Liberalismus in unserer Zeit?
Hier seine Aussagen im Auszug:
Wenn wir über Liberalismus reden, reden wir immer über eine Theorie und über eine politische Richtung. Die politische Richtung ist ein Produkt der französischen Revolution. Er ist politisch das, was weder links noch rechts sein will. Man will nach vorne schauen, aber man will auch nicht zu radikal darin sein. Das ist die Position des politischen Liberalismus.
Eine Idee des Liberalismus ist, dass wir einen starken Staat brauchen, um die Individuen aus ihren sozialen Abhängigkeiten zu befreien.
Wir sollten uns nicht auf Theorien einlassen, die das Verhältnis [zwischen individueller und gemeinschaftlicher Freiheit] zu Ende definieren. Wir brauchen eher Theorien, die das Verhältnis beweglich halten.
Ein radikal zu Ende gedachter ökonomischer Liberalismus hat gar keinen Begriff von Politik […] Im politischen Liberalismus kommt erst einmal eine politische Gestaltung und die muss dem Ökonomischen ihren Platz zuweisen.
Die Freiheit hat immer eine körperliche und eine geistige Seite. […] Um frei zu sein, brauchen wir auch unseren Körper. Deswegen greifen die philosophischen Modelle, die Freiheit mit Einsicht und Vernunft gleichsetzen, irgendwie zu kurz.
Alle Regulierungen sind überhaupt nur dadurch zu rechtfertigen, dass wir sie auch als Freiheitsgewinn verstehen können.
Die Föderation der europäischen Staaten ermöglicht uns ganz andere Arten, frei zu sein.
[Freiheit und Demokratie] sind überdeterminiert. Man sieht das an Begriffen wie illiberaler Demokratie bei Orbán. Auch Orbán würde sagen, dass er für die Freiheit des ungarischen Volkes kämpft, obwohl er eine autoritäre Figur ist.
Dass wir glaubten, der Liberalismus ist die Zukunft der Welt. Das würde ich nicht denken. Aber ich würde sagen, für die nächsten 100 Jahre haben wir immer dieses Angebot.