Chancengleichheit – Teil II

Lesen Sie hier den zweiten Teil der Gedanken unserer Convoco Denkerinnen und Denker zum Thema:
 

Chancengleichheit
 
Den ersten Teil der Newsletterreihe finden sie hier

Gefahren im System der Chancengleichheit

Ein gängiger Ausdruck ist: Menschen sollten gleiche Ausgangsbedingungen haben … Chancengleichheit so verstanden, setzt also voraus, dass das Leben ein Wettlauf um knappe Chancen und Ressourcen ist … Ich bin verblüfft, dass Menschen, die an Gleichheit interessiert sind, dieselbe immer wieder auf einen fairen Wettbewerb um knappe Positionen reduzieren wollen. (Edition 2022)

Die Ökonomisierung der Gesellschaft führt dazu, dass immer mehr Bereiche der Gesellschaft den Regeln des Wettbewerbs unterworfen werden … Partnerschaftsmärkte, Wohnungsmärkte oder Bildungsmärkte sind alles Wettbewerbskonstellationen, in denen Gewinner und Verlierer produziert werden. (Podcast)

Einmal etwas zu verlieren, macht einen noch nicht zum Verlierer. Häufig ist es aber so, dass das Verlieren auf einem der Märkte zu einer Art Verlustkaskade führt: geringe Bildungschancen – kein Arbeitsplatz – keine Wohnung – kein Partner – etc … Es ist ein Modus gerade spätmoderner Gesellschaften, Menschen für dieses Scheitern auch individuell verantwortlich zu machen. (Podcast)

Meritocracy can be a nasty idea because if you deserve your success, you also have to deserve your failure … If people tell you “You can do anything” but you end up not doing so well, you’ll end up with a problem common to modern societies: low self-esteem … Most people end up thinking they’re total losers … That’s psychologically very tough. (Podcast)

Modern societies are famous for the number of people who kill themselves. Durkheim analysed it as a kind of social cruelty of modernity that people have to be responsible for their own destiny. You can no longer explain their destiny through religion or lean on family. Your status is connected with your financial and professional achievement. There is no other measure of status. (Podcast)

Das Problem, dass diejenigen, die in meritokratischen Gesellschaften absteigen oder “unten” sind, genau das auch „verdient“ haben, schafft großes Konfliktpotenzial. Insofern ist es vermutlich weniger zu bedauern als oft vermutet, dass rein meritokratische Gesellschaften einen theoretischen Extremfall darstellen, von dem real existierende Verhältnisse deutlich abweichen. (Edition 2023)

Warum bleibt wahre Chancengleichheit unerreichbar?

Die frühkindliche Förderung spielt eine wesentliche Rolle für die Entwicklung eines Menschen. Es ist praktisch unmöglich, Menschen die gleiche Ausgangslage zu bieten. Wie sehr sich eine Mutter um ihr Baby oder ihr Kleinkind kümmert, entzieht sich der staatlichen bzw. gesellschaftlichen Einflussnahme.

Der Wortschatz der Kinder aus den ärmsten und ungebildetsten Familien weicht gravierend von der Norm ab … Mit zunehmendem Alter werden diese Unterschiede noch größer, was nahelegt, dass die kognitiven Fähigkeiten einem kumulativen Effekt unterliegen. Obgleich man annehmen sollte, dass man Chancengleichheit durch Bildung fördern könnte, zeigen diese Ergebnisse, worin die Schwierigkeit liegt. Nämlich, dass schon massive Unterschiede existieren, bevor die Kinder überhaupt in die Schule kommen. (Edition 2023)

Viele Aspekte unseres häuslichen Lebens können unerwartet schicksalhaft sein. So besteht beispielsweise eine starke Korrelation zwischen einer Kindheit, in der man Gute-Nacht-Geschichten vorgelesen bekommen hat, und dem späteren Erfolg im Leben … Diese Einflüsse sind nur sehr schwer durch die Politik korrigierbar. (Edition 2023)

Solange es Familien gibt und Menschen daher in unterschiedlichen Verhältnissen aufwachsen, werden wir niemals volle Chancengleichheit erreichen. (Edition 2023)

Lesen Sie mehr zum Thema in der C! Edition Gleichheit in einer ungleichen Welt?

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