9. CONVOCO! Leseempfehlung

Die Sommer-Leseempfehlungen unserer CONVOCO! Denker:innen – lassen Sie sich inspirieren!

Revolutionary Spring. Europe Aflame and the Fight for a New World, 1848-1849 (2023) von Christopher Clark (Deutsche Ausgabe ab 27.09.2023 erhätlich)

For university professors, the start of the summer (and the departure of students) begins that precious period when research can resume and when those longer books, put to one side during the teaching year, can finally be read. The vast new study of Europe’s revolutions of 1848: Revolutionary Spring, by my friend and Cambridge colleague Christopher Clark is first on my list this year. Huge in range, spectacular in erudition (there is hardly a corner of the European continent, or its languages, with which Clark is unfamiliar), this 900-page book is also a delight to read, written with clarity and a freshness of insight and imagery that carry the reader effortlessly to the end, despite the work’s epic scale.
Mit wehenden Fahnen (2015) von Evelyn Waugh
For guilty pleasure, I have also been re-reading one of Evelyn Waugh’s lesser-known novels: Put out More Flags, first published in 1942. Satires of the British elite’s responses to the opportunities and absurdities of war do not come sharper or funnier, nor (unusually for satire) more affectionate.
God, Human, Animal, Machine: Technology, Metaphor, and the Search for Meaning (2022) von Meghan O’Gieblyn 
This is a great book for 2023, an exploration of our contemporary, digital existence and a poignant picture of the human condition under the ever-increasing influence of AI and digital life. I loved this book as it also takes us back, tracing the roots of our current digital landscape back to the Enlightenment, and illuminating the paradoxes that underpin our relationship with technology.
Morgen, morgen und wieder morgen (2022) von Gabrielle Zevin
A vividly written coming-of-age tale steeped in nostalgia for anyone (like myself) who spent their youth playing video games. It beautifully unfolds the journey of two game developers, woven together with humor and charm. It’s a fantastic summer read.
Hayao Miyazaki (2022) von Jessica Niebel
As a mega fan of the filmmaker and artist, I really loved this art catalogue. It’s a substantial work for admirers of the animator and Studio Ghibli. It serves as a fascinating exploration of history and art, as well as valuable reference material for students studying film and animation.
Ronald Reagan and Margaret Thatcher: A Political Marriage (2007) von Nicholas Wapshott
Schwer zu sagen, ob es beim Lesen interessanter war, mehr über die Gedankenwelt und den Politikstil von Ronald Reagan zu erfahren, oder über den von Margaret Thatcher oder über den Umgang der beiden miteinander. Jedenfalls ein spannend zu lesender Bericht über acht Jahre neoliberaler Wirtschaftspolitik in den USA und UK.
Die Flügel der Taube (1902) 
von Henry James
The use of art as a tool of seduction is a commonplace: who hasn’t imagined striking up a conversation with the beautiful stranger at the other end of the gallery? James gives the fantasy a brutal twist.
Kunst als Erfahrung (1934) von John Dewey
…for people who want a detailed read about how we encounter art, and why some art encounters are more satisfying than others.
Mysteries of the Rectangle. Essays on Painting (2005) von Siri Hustvedt
Contemporary essays on experiencing artworks, mostly great works from the past. The quality of writing is exceptionally clear and accessible while dealing with complex reactions. Hints of the neuroscience of perception as well – but for lay people.
Americanah (2013) von Chimamanda Ngozi Adichie
Ein wunderbares, poetisches und politisches Buch über die Erfahrungen von Ifemelu, einer nigerianischen Studentin, Wissenschaftlerin und Bloggerin und ihres Freundes Obinze. Ifemelu geht aus Nigeria zum Studium in die USA und lebt dort mehrere Jahre, bevor sie wieder nach Nigeria zurückkehrt. Das Buch beschreibt unprätentios, aber umso eindringlicher ihre Erfahrungen, zum Beispiel dass ihre Hautfarbe in Nigeria keine Bedeutung hatte, aber sehr wohl in den USA, wie es sich in den USA ohne Arbeitserlaubnis lebt, und was Frausein in diesen Rollen praktisch bedeutet. Ihr Freund Obinze flieht ebenfalls aus Nigeria, lebt eine Weile illegal in Grossbritannien, kehrt dann wieder zurück und wird in Nigeria beruflich erfolgreich. Dort treffen sich die beiden wieder – und stellen fest, dass ihre Liebe aus Schülerzeiten immer noch besteht. Am Ende beschreibt das Buch die Herausforderungen, in der modernen nigerianischen Gesellschaft eine emanzipierte Liebe zu leben.
Die Welt von gestern (1942) von Stefan Zweig

Die Erinnerungen von Stefan Zweig haben eine brennende Aktualität. Er beschreibt zwar “Die Welt von gestern”, denn er beginnt seine Erinnerungen mit seiner Kindheit und Jugend im K+K Österreich, und mit den vielfachen Zwängen, die sie mit sich brachte. Sehr bald aber werden Kriege Thema von Zweig. Seine Schilderung der Erlebnisse im Ersten Weltkrieg, der Zuspitzung von Feindschaften und des Endes von Freundschaften durch Nationalismus, der Verunmöglichung von Völkerverständigung, und der vernichtenden Folgen des Krieges nicht nur, aber auch, für Leben, Lebensfreude und Kultur, haben beklemmende Parallelen zur aktuellen Situation. Einen klarer Appell für Frieden und Verständigung.

Das terrestriche Manifest (2018) von Bruno Latour
Bruno Latours Buch ist eines der grundlegenden Werke zur sozial- und kulturwissenschaftlichen Debatte um das Anthropozän, jenes Erdzeitalter, in dem der Mensch sich nicht mehr getrennt von der Natur definieren kann, sondern – wie der Klimawandel illustriert – menschliches Handeln einbeziehen muss, dass der Mensch Teil der Natur ist und diese auf den Menschen rückwirkt. Latour verbindet diese Diagnose mit einer fulminanten und durchaus auch stellenweise stark zuspitzenden Rundumschau. Seine Diagnosen sind gewagt und sicherlich nicht immer zur Gänze tragfähig – aber das Gesamtbild ist aufschlussreich mit Blick auf die Frage, wie zentrale politische und gesellschaftliche Problematiken der Gegenwart verbunden sind und aufeinander wirken. Vor allem ist das Buch grundlegend für das Verständnis des Anthropozäns.
21.1 Eine kurze Geschichte der Gegenwart (2023) von Andreas Rödder
Der paradoxe Titel ist Programm und Anspruch. Wenn Historiker, die Propheten der Vergangenheit, sich der Gegenwart zuwenden, begeben sie sich auf schwieriges Terrrain. Bei Rödder mit vollem Erfolg. Es gelingt ihm ein kluges Panorama der gegenwärtigen Fragen, von KI bis zum Klimawandel, mit dem Blick des Historikers, der vom unmittelbaren Jetzt zurückschaut und fragt, wann, warum und wie unsere aktuellen Probleme begonnen haben. Klar und erhellend geschrieben, eine lohnende Lektüre
Zur Krise der Demokratie: Politische Schriften in der Weimarer Republik 1919-1932 (2015) von Moritz Bonn und Jens Hacke (Hg.)
Moritz Bonn, heute zu Unrecht fast vergessener Nationalökonom mit weitgespannten Interessen, bis zu seiner Emigration 1933 Direktor der damals hochinnovativen Berliner Handelshochschule, gehörte zu den leider zu wenigen bekennenden Republikanern der Weimarer Zeit. Seine Analysen und leidenschaftlichen Verteidigungen der Demokratie sind heute, in Zeiten zunehmender Zweifel an freiheitlichen Ordnungen, eine Erinnerung daran, was es zu bewahren gilt und wie zerbrechlich die Ordnung der Freiheit ist. Bonn ließ sich nicht beirren. Nach 1945, aus dem Londoner Exil, war er vielfach als Berater der jungen Bundesrepublik tätig und erlebte die endlich erfolgreiche Festigung der Demokratie.
Lektionen (2022) von Ian McEwan
Wer die Geschichten McEwans für (zu) perfekt konstruiert hält, hat Recht. Seine Figuren hat er fest im Griff, wie ein Großautor des 19. Jahrhunderts. Dennoch: Eine verwickelte Lebensgeschichte, in der sich, wenn man sie entdecken will, auch eine kleine Geschichte der Epochen seit 1945 verbirgt. Die deutschen Leserinnen und Leser können sich übrigens fragen, ob die Übersetzung des englischen Originaltitels “Lessons” mit “Lektionen” wirklich glücklich ist.
Die geheimste Erinnerung der Menschen (2022) von Mohamed Mbougar Sarr
Ein unglaublich fesselnder, hochkomplexer Roman über einen Afrikaner in Paris, der sich auf die Suche nach einem landsmännischen Autor begibt, der nur ein Werk – das aber in unüberbietbarer Qualität – verfasst hat und dessen Spuren sich auf verschiedenen Kontinenten zu verlieren scheint. Für die Lektüre benötigt man allerdings Konzentration und Ruhe, um es möglichst am Stück lesen zu können.
Nachmittage (2022) von Ferdinand von Schirach
Ein menschliches Buch, das sich leicht an einem Nachmittag liest. Ein Buch, das Freude und Einsicht schenkt. Ein gedankliches Flanieren.
Why Empires Fall. Rome, America and the Future of the West (2023) von John Rapley, Peter Heather
Wenn ich ein neues Convoco Thema vorbereite, gehe ich immer auf Spaziergänge durch Buchhandlungen. Dabei bin ich auf dieses relativ kurze Buch gestoßen. Es ist von einem Historiker und einem Ökonom geschrieben und gerade erschienen. Ein Blick zurück schenkt immer Einsichten.
Power and Progress. Our Thousand-Year Struggle Over Technology and Prosperity (2023) von Daron Acemoğlu und Simon Johnson (Deutsche Ausgabe ab 13.09.2023 erhätlich)
Ein wichtiges Buch, das Politik, Technologie und Ökonomie verbindet. Technischer Fortschritt ist vielleicht der wichtigste Faktor, wenn es darum geht, das menschliche Leben besser zu machen. Allerdings ist das nicht ein automatischer Prozess. Und vor allem kein schlagartiger.

Und wenn Sie noch nicht die neueste C! Edition zum Thema Gleichheit in einer ungleichen Welt gelesen haben, dann kann es für Sie nur eine Sommer Lektüre geben.

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