Populismus prägt zunehmend den politischen Diskurs weltweit. Doch was bedeutet das für die Demokratie? Ist Populismus eine Gefahr oder ein notwendiger Weckruf für politische Systeme? Lesen Sie hier Statements und Meinungen einiger unserer CONVOCO! Denkerinnen und Denker:
„Das Volk“ gegen „die Elite“ – Wie Populismus den politischen Diskurs verändert

Gesellschaften, die von Populismus geprägt sind, verlieren die Fähigkeit zum kritischen öffentlichen Diskurs, zu Kompromissen und zu langfristig verlässlicher Planung. Politische Diskurse verkommen zu Schlammschlachten, in denen Fakten und rationale Argumente immer weniger Platz haben. Die Polarisierung erstreckt sich auf alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens, von der Medienlandschaft bis hin zur Wissenschaft, und verhindert die Konsensbildung und Herausbildung einer kritischen Öffentlichkeit, die für mutiges politisches Handeln in Zeiten von Transformation nötig wäre.
Anstatt Lösungen zu bieten, verstärkt sie [die politische Rhetorik] die Probleme: Polarisierung hemmt die politische Willensbildung und gefährdet die demokratische Stabilität. Die Datenlage ist eindeutig: Populistisch regierte Länder erleben oft ein erhöhtes Maß an sozialer Ungleichheit, ein langsameres Wirtschaftswachstum und eine Erosion demokratischer Institutionen und der Pressefreiheit.
Prof. Moritz Schularick – Präsident IfW Kiel – CONVOCO! Edition “Wie können wir einen lebbare Welt gestalten? (März 2025)

Die Akteure des demokratischen Rechtsstaats benötigen ein gewisses Maß an Mut und Risikobereitschaft. Politisch nachvollziehbare Brandmauern gegenüber Populisten dürfen nicht dazu führen, dass Ordnungsvorstellungen, die von der Mehrheit der Gesellschaft getragen werden, politisch nicht mehr wirksam werden können.
Prof. Peter M. Huber – Bundesverfassungsrichter a. D. – CONVOCO! Edition “Halten die Systeme im Ernstfall?” (2024)

Was wir jetzt als rechtspopulistische Bewegung sehen, ist ganz wesentlich eine Gegenbewegung gegen die Bewegungen der 70er und 80er Jahre. Man sieht das am deutlichsten bei der Genderfrage oder bei verschiedenen anderen Fragen, auch bei der Umweltfrage, wo einfach diese Themen totale Trigger geworden sind für diese rechten Bewegungen.
Univ.-Prof. Ingolfur Blühdorn – Wirtschaftsuniversität Wien – CONVOCO! Podcast Von der Unhaltbarkeit in eine neue Moderne

Die Populisten sind wirklich Gruppen, die sehr stark Verlustängste kapitalisieren und suggerieren, dass ein Zurück in einen vorherigen Zustand möglich wäre. Wenn man sich die Wahlkämpfe anschaut, suggerieren auch Formulierungen oder Imperative wie „Take Back Control“, dass etwas, was verloren gegangen ist, wieder zurückgewonnen werden soll.
Prof. Andreas Reckwitz – Humboldt-Universität zu Berlin – CONVOCO! Podcast Ersetzt der Verlust den Glauben an den Fortschritt?